Reden statt Raufen – Interview mit zwei Schülermediatoren

„Das Mediationstraining hat uns gezeigt, wie man mit Streit umgeht“, erzählt die 15-jährige Carina. Sie geht in die Volksschule* Piding und ist dort zusammen mit elf Mitschülern zwei Monate lang zur Streitschlichterin ausgebildet worden. Dabei hat sie gelernt, die Streitenden an einen Tisch zu bringen, jeden zu Wort kommen zu lassen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.

„Der Sinn der Mediation ist, dass die Schüler keine Strafen von den Lehrern bekommen“, meint Jürgen (15). Darum melden sich die Streithähne freiwillig bei ihm und seinen Kollegen. „Und wenn wir merken, die Schüler meinen es gar nicht ernst, schicken wir sie wieder weg“, ergänzt Carina. Für Michaela bedeutet Mediation, ein sinnvolles Ende von einem Streit zu finden. „Man muss sich in die Lage von anderen versetzen und alle reden lassen“, erzählt sie. Die 15-jährige hat sogar schon unter ihren Freunden vermittelt. Erfolgreich.

Die Streitschlichter der Hauptschule Piding sind in Zweier-Teams eingeteilt und an jedem Schultag erreichbar. „Ihr streitet – wir schlichten“ steht auf ihrem Dienstplan und darunter, wann welches Team eingeteilt ist. Die Mediationsgespräche haben ihren eigenen Raum und eigene Rituale. Jeder Beteiligte muss den anderen zuhören und die gemeinsam gefundenen Kompromisse und Abmachungen werden sogar unterschrieben.

Gertrud Wölke hat das Training initiiert und geleitet. Den Kontakt zur Schule hält die Mediatorin und Diplompsychologin noch immer. Bei regelmäßigen Treffen bespricht sie mit den Streitschlichtern schwierige Mediationssituationen, Rollenspiele vertiefen das Erlernte. Zusätzlich gibt’s Tipps, wie sich Mediation weiter in den Schulalltag integrieren lässt.

Falls die jugendlichen Konflikthelfer einmal nicht weiter wissen, ist Herta Falkner da. Sie ist Beratungslehrerin an der Schule und sehr stolz auf ihre Schützlinge: „Durch die neue Streitkultur sind auch wir Lehrer entlastet. Wir brauchen uns nicht immer einzumischen und außerdem unterdrücken Strafen die Probleme ja nur. Durch die Streitschlichter wird das Aggressionspotential von vornherein abgebaut und es kommt gar nicht zu prügelnden Schülern auf dem Pausenhof“.

Zwei Eigenschaften nennt die Pädagogin als wichtigste Voraussetzungen für das Amt des Streitschlichters: „Dass man neutral sein kann und raushören, worum es geht“. Michaela, Carina und Jürgen haben diese Fähigkeiten. Und hoffentlich auch die nächste Generation an Streitschlichtern, wünscht sich Herta Falkner.

*In Bayern hat die Volksschule neun Schulstufen